Bände
Erdélyi, Gabriella: Briefwechsel zwischen Ferdinand I. und Elek Thurzó, 1526–1532. Budapest, 2005. (Lymbus-Bände 1.)
Die aus den Jahren zwischen 1526 und 1532 stammenden Briefe des Elek Thurzó von Bethlenfalva [Magister Tavernicorum (1527–1532), Judex Curiae (1532–1543), königlicher Statthalter (1532–1542)] führen uns in die tragischen und ereignisvollen Jahre der Geschichte des mittelalterlichen Königreichs Ungarn. Aus den Jahrzehnten nach der verlorenen Schlacht bei Mohács, den Beginn der Habsburgischen Regierung in Ungarn steht uns mit den Briefen von Thurzó eines der allergrößten, und – wegen seiner politischen Position – auch eines der interessantesten Briefwechsels der Epoche zur Verfügung. In der Zeit der Schlacht bei Mohács bekleidete Thurzó den Rang des Magister Tavernicorum. In diesem Band sind seine Briefe vom September 1526 bis Oktober 1532 seiner Nomination zum Statthalter angesammelt, Briefe die zur Geschichte der Habsburgisch-ungarischen Relationen von großer Bedeutung sind. Um dem Leser ein authentisches Bild über die Epoche zu geben, publizierte die Autorin nicht nur die Briefe von Thurzó sondern auch die Regesten der Briefe des Statthalters und der Räte an Ferdinand I. und die Antworten vom König auf diese. Die Autorin verfolgte aber ein doppeltes Ziel: Sie stellt uns in ihrer Einführungsstudie die ambivalente Beziehung zwischen dem Herrscher und Thurzó dar, und die Antwort darauf, weshalb Thurzó den Habsburgern immer treu blieb. Durch die Briefe und der Persönlichkeit von Thurzó präsentiert sie uns "die Dilemmas der Zeitgenossen, die fortschwemmende Möglichkeiten und die starken ZwÖnge", die die ungarische Gesellschaft in der Türkenzeit, wÖhrend der Epoche des Bürgerkrieges und der inneren Anarchie beherrschten.
Archivum Regni – Regnum Archivi. Der Palast des Ungarischen Staatsarchivs. Ed. Érszegi Géza. Budapest, 2005.
Das Ungarische Staatsarchiv, mit zeitgenössischer Bezeichnung: das Archiv des Landes (Archivum Regni) wurde im Jahre 1756 gegründet um die Archivalien der Familien und Ministerien aufzubewahren. 1875 wurde sein Aufgabekreis erweitert, und die Entscheidung getroffen, dass die Institution in ein neues GebŐude ziehen soll. Das Archiv zog 1923 (nach zehnjährigen Bauarbeiten) in den einzigen ungarischen Archivzweckbau, ins Regnum Archivi, das im Budaer/Ofener Burgviertel errichtet wurde, ein. Das vierstöckige, U-förmige Gebäude wurde nach den PlÖnen von Samu Pecz (1854–1922) erbaut, im Inneren wurde es mit den geschichtlichen Wandbildern von Andor Dudits (1866–1944) dekoriert, die wappengemusterte Bleiglasscheiben wurden nach dem ersten Weltkrieg in der Glaserei von Miksa Róth (1865–1944) hergestellt.
Der Band erschien aus Anlass des 250. Jahrestages der Gründung des Ungarischen Staatsarchivs, mit der Unterstützung des Ministeriums für Nationales Kulturerbe. Das imposante GebŐude des Staatsarchivs, welches die Vergangenheit aufbewahrt, ist dem Leser mit Hilfe alter und zeitgenössischen, vom Lichtbildkünstler, Károly Szelényi, angefertigten Bildern vorgestellt.
Dokumente zur Neubeerdigung Ferenc II. Rákóczi und seiner Mitgenossen (1873–1906). Ausgewählt, editiert, mit Noten und Einführung versetzt von Hajnal Halász, Zoltán Ólmosi und Csaba Katona. Budapest, Magyar Országos Levéltár, 2004. 268 p.
Die Editoren stellen dem Leser die Neubeerdigung von Ferenc II. Rákóczi und seiner Mitgenossen mit Hilfe der im Ungarischen Staatsarchiv aufbewahrte Dokumente, der Landtagssitzungsprotokolle und der Pressenmaterialien vor. Die Neubeerdigung Ferenc II. Rákóczi und seiner Mitgenossen bedeutete für Ungarn viel mehr als nur ein Gnadenakt. Politische Meinungen, Willen stießen hier zusammen, die Heldkults- und Kuruzengesinnung der Epoche stellte sich gegen die Attitüde des Kaisers, Franz Joseph I. Er verspürte Rákóczi gegenüber eine gewisse Abneigung und versuchte in dieser Angelegenheit Zeit zu gewinnen.
Die Lösung der Situation bestand in einem Ausgleich zwischen dem Kaiser und König und der ungarischen Opposition im Jahre 1904. Der Band führt den Leser in die Ereignisse von der Rede von Ernő Simonyi im Jahre 1873 im ungarischen Parlament, zur Reise von Kálmán Thaly in die Türkei und zu der Auffindung der Überreste, zu den alltäglichen politischen Kämpfen, bis zum Komitee welches die GrŐber ausschaufelte und die Überreste in Ungarn überführte, und bis zu den Neubeerdigungsfeier in Ungarn, ein. Die Beurteilung der Überführung der Knochen und der in gehobener Stimmung stattgefundene Neubeerdigungsfeier steht bis heute im Kreuzfeuer der politischen Debatten, und das war seiner Zeit ebenso. Für Ungarn war es von großer Bedeutung, dass nach Überführung der Überreste von Kossuth auch Rákóczi’s Knochen nach Hause gebracht wurden.
Zur Benützung des Bandes leistet ein Personen- und Ortregister, sowie eine Archantologie Hilfe.
Erinnere Dich! Ausgewählte Archivquellen zur zur Geschichte der Verfolgung der ungarischen Juden, 1938–1945
Die Quellenedition gibt uns eine Übersicht von den im Ungarischen Staatsarchiv sowie in den von den Selbstverwaltungsorganen unterstützten Archiven befindlichen Quellen im Thema des Holocaust. Die Dokumente zeigen uns die Verfolgung der in Ungarn lebenden Juden von der Zeit des ersten Judengesetzes bis zu den Anordnungen der totalen Entrechtung der Juden.
H. Németh István: Städtische Politik und Wirtschaftspolitik in Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert
Der Autor stellt uns die ungarische Stadtgeschichte, genauer gesagt die städtische und Wirtschaftspolitik in Oberungarn in der Frühen Neuzeit, also die Geschichte des oberungarischen Stadtbundes (Kassa [Koíice, Slowakei], Lőcse [Levoča, Slowakei], Bártfa [Bardejov, Slowakei], Eperjes [Preíov, Slowakei], Kisszeben [Sabinov, Slowakei], Késmárk [Keémarok, Slowakei]) vor. Das Leben der ungarischen Städte war in der Habsburgischen-osmanischen Zeit von den Relationen: Heer-Krieg und Heer-Gesellschaft bestimmt. In der Politik des Wiener Hofes spielten die zentralistischen Bestrebungen zur Leitung und Kontrolle der Städte immer größere Rolle. Die mehr als zweihundertjährige Geschichte dieser Städte, die im Band bearbeitet wurde, zeigt uns sehr wohl wie im Namen der Steuer-, Kriegs- und Handelangelegenheiten die Struktur der Städte verändert wurde. Der Autor stellt uns vor, wie der ständige Kriegszustand die Steuer- und Kriegslast der Städte erhöhte, und wie die Zentralorgane der Kammer immer mehr mit der Transportierung und den Krediten der Städte lebten, aber auch, dass trotz dieser VerÖnderungen die politische Macht auf den Landtagen in der Hand des Adels blieb. Wir bekommen ein ganz ziseliertes Bild über die Folgen der Einhausung des Adels in die Städte, über die Dekreszenz der Selbstverwaltungsrechte, und über den Konkurrenzkampf, welches die Nobiles in Oberungarn mit den StÖdten um die Eroberung der ausländischen Märkte führten.
Siebenbürgische Urkundensammlung II. (1301–1339)
Der erste Band der Siebenbürgischen Urkundensammlung (erschien im Jahr 1997) zahlte die Urkunden der Arpadenzeit in Siebenbürgen (welches im Ungarischen Königreich als selbststÖndige administrative Einheit, als Wojwodentum betrachtet wurde) zusammen. Das Ziel der Veröffentlichung war und ist auch mit diesem Band einen stabilen Hintergrund für die wissenschaftlichen Untersuchungen der mittelalterlichen Geschichte Siebenbürgens zu bieten. Im zweiten Band sind alle zwischen 1301 und 1339 entstandenen Quellen aufzufinden. Die Quellenedition enthält auch die Daten über die Gebiete für die der Wojwode zuständig war: Die sieben innen-siebenbürgische Komitate, Sekler- und Sachsenland, sowie die Komitate Mittel-Szolnok und Kraszna. Zur Benutzung des Bandes leistet ein Namen- und Objektregister, sowie eine kirchliche administrative Karte Hilfe.
Kulcsár, Krisztina: Die Reisen Josephs II. in Ungran, in Siebenbürgen, in Slawonien und im Banat Temes, 1768–1773
Die Öffentlichkeit denkt an Joseph II. als einen aufgeklŐrten und viel reisenden Herrscher. Zwischen 1765 und 1790 verbrachte er mehr als sieben Jahre mit Reisen und war somit von der Residenz- und Hauptstadt seines Reiches fern. Obwohl er in Europas LÖnder reiste und mit seinen Soldaten mehrmals in den Krieg zog, hatten seine Reisen mehr sich im Habsburgischen Reich befindliche Ziele. Der Band stellt neben anderen Archivquellen die Aufzeichnungen und Tagebücher Josephs II. in seinem Mittelpunkt, und bietet uns eine wissenschaftliche Zusammenfassung über seine Reisen im Reich. Die Autorin analysiert die Reisen von Joseph II. zwischen 1768 und 1773, eine Epoche die er überwiegend im Königreich Ungran, im Banat Temes, auf der Slawonischen Militärgrenze und in Siebenbürgen verbrachte.
Auf die Fragen, weshalb der junge Kaiser so viel reiste, wann und wie er die Wichtigkeit des Reisens erkannte, welche Ziele er mit diesen Reisen hatte und wieso er darauf bestand ganz ohne Zeremonien zu reisen, können wir mit Hilfe von Daten und Erzählungen über seine Erziehung, über seinen familiären Hintergrund sowie über seine Ideen vom Gouvernement kennenlernen und verstehen. Die Autorin gibt uns die Vorbereitungsarbeiten ganz exakt bekannt, somit stellt sie uns die Aufgaben der militŐrischen, bürgerlichen und örtlichen Administration vor. Im Band können wir über die Organisation der Reisen, über die zeitgenössischen Verkehrs- und Herbergsverhältnisse, und über die Kosten der Reisen lesen. Die Erfahrungen die Joseph II. in dieser Epoche hatte, beeinflussten sehr tief seine Ansichten über seine Länder und anderen Gebiete, sie bildeten den Grund seiner VeränderungsvorschlŐgen, und seiner Reformedikte und -dekrete.
A Szentszék és a Magyar Népköztársaság kapcsolatai a hatvanas években. [Die Relationen zwischen dem Apostolischen Stuhl und der Ungarischen Volksrepublik in den 60-er Jahren] Einführung, Anmerkungen und Dokumentenauswahl von Csaba Szabó. Bp., 2005.
Der Band gibt uns die neueren Aspekte der offiziellen, halboffiziellen und geheime Verbindungen zwischen dem Apostolischen Stuhl und der Ungarischen Volksrepublik in den 60-er Jahren bekannt. Wegen dem Eisernen Vorhang waren die Beziehungen dieser ehemaligen Partner bis 1963 unmöglich, erst ab dieser Zeit wurden die Annäherungen überhaupt möglich. Die im Band erschienenen Dokumente stellen authentisch die Abhängigkeit der Ungarischen Katholischen Kirche von der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei da. Die Leser können auch feststellen, welche Möglichkeiten für die Politiker des Kádár-Systems unter sowjetischer Obhut dem Vatikan und den Vereinigten Staaten gegenüber offen standen. Sie können auch darüber Informationen gewinnen, was für eine Rolle der Aufenthalt des Kardinals, József Mindszenty auf der amerikanischen Botschaft in Budapest in der internationalen Politik spielte. Der Autor forschte in fast allen Institutionen, die aus dieser Epoche Schriften aufbewahren, so konnte er eine authentische und gründliche Publikation erstellen.
Majtényi György: A tudomány lajtorjája. „Társadalmi mobilitás” és „új értelmiség" Magyarországon a II. világháború után. [Die Leiter der Wissenschaft. „Gesellschaftliche Mobilität" und die „neue Intelligenz" in Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg] Bp., 2005.
Der Autor des Bandes beschäftigt sich mit den Fragen der ungarischen Mobilität, der Transformation der Gesellschaft und der Erscheinung der neuen Intelligenz. Er stellt die Mächte und die repräsentative und sprachliche Regeln die diese Epoche beeinflussten dar. Das Gouvernement indoktrinierte dass alle Mitglieder der Gesellschaft gleichgestellt sind und in der Tasche Jenem befindet sich ein Marschallsstab. Gleichzeitig musste es aber – auch mit politischen und polizeilichen Druckmitteln – den Kampf gegen die Armut und den Minderheitsproblemen aufnehmen, sie versuchte diese zu vertuschen.Die dominanten Diskurse der Zeit bestimmen was in der Epoche als Wahrheit betrachtet wird. Die diktatorische Macht in Ungarn monopolisierte seine Interpretation in der kontrollierten Öffentlichkeit: Die Veränderungen wurden als Mobilität dargestellt, damit die Mitglieder der Gesellschaft den Verlauf ihres Lebens als gesellschaftlichen Fortschritt erleben.
Ministerratsprotokolle des Kabinetts von Zoltán Tildy, 5. November 1945.–4. Februar 1946. Herausgegeben, Anmerkungen und Einleitung von István G. Vass. Bp., 2005.
Der Herausgeber bearbeitete die Sitzungsprotokolle des Kabinetts von Zoltán Tildy, das seit den Wahlen vom Herbst 1945 die ungarische Regierung bedeutete. István G. Vass bietet uns mehr, als nur die Protokolle: Die Ergänzungen der Vorlagen und viele Anmerkungen, mit Hilfe welcher wir ein klares Zeitbild bekommen können. Wähfrend seiner kurzen Zeit tat das Tildy-Kabinett alles um unter sowjetischer Okkupation für das Land das Beste zu erwirken, und versuchte Ungarn auf den Weg der Demokratisierung zu führen. Wir können uns aus diesem Band ein präfzises Bild über Regierungsprobleme, über die Inflation, über die Versorgungsschwierigkeiten, über das Fatum der Ungarn außerhalb der Grenze, über ihre Verfolgung, aber auch über den Zwietracht der Parteien innerhalb des Landes erschaffen.
Download in PDF-Format: Tildy_szoveg.pdf; Bilder und Facsimile zum Band
János Lakos: A Magyar Országos Levéltár története. [Geschichte des Ungarischen Staatsarchivs] Budapest, 2006.
Das Ungarische Staatsarchiv feierte am 2. März 2006 den 250. Jahrestag seiner Gründung. Das Band erschien aus diesem Anlass.
Das Buch von János Lakos stellt uns die Periode vor während welcher die wichtigsten Schriften und Dokumente des Landes nicht mehr in die Truhe des Landes passten, sondern eine, heute schon aus vier Gebäuden bestehende Institution ins leben riefen. Der Autor arbeitet seit mehreren Jahrzehnten auf dem Gebiet der Archivwissenschaft und setzte während diesen archivgeschichtlichen Recherchen fort. Er kennt daher nicht nur die Daten und Ereignisse, aber auch den Hintergrund dieser, und stellt das auch den Lesern vor. Das Buch kann daher von Fachleuten aber auch von Interessenten gut gebraucht werden. Das Band enthält viele Bilder und ein gut brachbares Personenregister.
Die Gefangenen von Snagov. Imre Nagy und seine Kameraden. Zusammengestellt, Fußnoten und Einleitung von Magdolna Baráth und Levente Sipos. Budapest, Ungarisches Staatsarchiv–Napvilág Verlag, 2006.
Der Band enthält die Dokumente der rumänischen Gefangenschaft von Imre Nagy und seinen Kameraden aus November 1956, das sogenannte Nastase-Dossier. Nach der Einleitung kann der Leser in vier Kapiteln die Dokumente der Gespräche mit den rumänischen Parteienführern, die Abhörprotokolle, die politischen Briefwechsel der Gefangenen, die Aufzeichnungen von Ferenc Donáth, Géza Losonczy und Zoltán Szántó, sowie die ungarischen, rumänischen und sowjetischen diplomatischen Schritte in dieser Angelegenheit kennenlernen. Der Band wird von mehreren Dutzenden, überwiegend aus dieser Epoche stammenden Fotos abgeschlossen.
Trotzdem, dass in den letzten fünfzehn Jahren mehrere Publikationen über die Gefangenen in Snagov ans Tageslicht kamen, stellt dieses Buch mit der Bekanntgabe der während der Gefangenschaft entstandenen Dokumente einen Mangelersatz für die ungarische Geschichtsforschung, aber auch für die Interessenten dar.