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XIX. Bestandshauptgruppe – Die Hauptorgane der Staatsverwaltung

1944–1993; 6847,13 lfd.m.

Eine bedeutende Gruppe des Schriftgutes der Abteilung bildet der Bestand, der die Sitzungsprotokolle, Vorlegungen und Beschlüsse enthält. Das Schriftgut aus der Zeitperiode 1944–1960 gliedert sich in zwei Teilbestände. Der "a" Teilbestand enthält die Protokolle und ihre Anhänge, der „bá Teilbestand enthält die Vorlegungen und Beschlüsse. Das Material ist aufgrund eines Verzeichnisses, Lagerverzeichnisses bzw. stückweise Durchsehens zu forschen.

Ein wichtiger Bestand mit großem Quellenwert der Zeitperiode zwischen 1944 und 1949 ist das Schriftgut des Ministerpräsidiums. Einen Teil bilden die Schriften der inneren Organisationseinheiten des Amtes bzw. fragmentarisch die Dokumente der ehemaligen Ministerpräsidenten und anderer Regierungsbeamter. Der andere Teil umfasst die allgemeinen Schriften. Bei der Zurechtfindung im Schriftgut helfen zeitgenössische Registerbücher und Indices.

Das Sekretariat des Ministerrates bzw. eine seiner Organisationseinheiten versahen zwischen 1953 und 1970 die direkte Aufsicht der Räte. Der Bestand enthält außerdem die Schriften anderer innerer Organisationseinheiten und einiger Beamter des Ministerrates (z.B. Ernő Gerő, Lajos Fehér, Jenő Fock, János Kádár).

Ein wichtiges Organ der Tätigkeit des Rätesystems war das Ratamt des Ministerrates, das im Jahre 1970, in der Zeit der Vorbereitung des dritten Rätegesetzes aufgestellt wurde. Im Schriftgut sind die Akten der sich auf die Aufsicht der Räte beziehenden verschiedensten Angelegenheiten.

Die Aktenreihe, die die Kirchenpolitik der sozialistischen Ära spiegelt, ist der Bestand des Staatsamtes für Kirchenwesen. Die 1951 aufgestellte Behörde war – unter verschiedenen Namen und zu verschiedenen Hauptbehörden zugeordnet – bis 1989 tätig. Ihre Aufgabe war die Aufsicht der im Land tätigen allen Kirchen und Konfessionen. Währenddessen administrierte es die Kirchenangelegenheiten auf die kleinsten Sachen eingehend, sogar entschied wesentlich in allen Fragen, und es machte nominell die Selbständigkeit der Kirchen und Konfessionen.

Der 1945 gegründete Wirtschaftshauptrat entstand für die Versicherung der Bedürfnisse und des ordnungsmŐßigen Laufs des Wirtschaftslebens. Sein Präsident war der jeweilige Ministerpräsident. Sein Hauptsekretär, der zur gleichen Zeit der Vorsitzende des die administratorische Tätigkeit versehenden Sekretariats war, wurde von der Regierung ernannt. Das in Sachgruppen gliederte Schriftgut aus der Zeit zwischen 1945 und 1949 war eine wichtige Quelle der Forschung des Wiederaufbaus der Wirtschaft und der Frage der finanziellen Stabilisation. Der Volkswirtschaftliche Rat hatte die Aufgabe, für die planmäßige Führung der Volkswirtschaft zwischen 1949 und 1952 zu sorgen. Zum Aufgabenbereich des Rates gehörten unter anderen die Bestimmung der allgemeinen Richtlinien der Entwicklung der Volkswirtschaft, oder die Harmonisierung der Tätigkeit einiger Wirtschaftsministerien und anderer Wirtschaftsorgane. Unter die Aufsicht des Volkswirtschaftlichen Rates gehörten auch das Landesplanungsamt, das Zentrale Statistikamt und die Zentrale für staatliche Kontrolle.

Der Gründung des staatlichen Kontrollsystems diente von 1948 an die Registratur der Untersuchungen von öffentlichem Interesse bzw. ihre Rechtsnachtfolger, die Zentrale für staatliche Kontrolle und das Ministerium für staatliche Kontrolle. (Nach 1956 übernahm die Regelung der Staatskontrolle das Zentralkomitee für Volkskontrolle. Seine Beschreibung siehe oben.)

Von den verschiedenen Regierungsausschüssen lohnt es sich, die Schriften des Wirtschaftsausschusses, des Landesausschusses für Atomenergie und des Wissenschaftspolitischen Ausschusses getrennt zu erwähnen.

Das im Archiv bewahrte Schriftgut des Innenministeriums nach 1945 ist sehr mangelhaft. Auch aus Umfangsgründen müssen die Schriften der Vereinhauptabteilung und die Schriften in Bezug auf die Wahlen ausgehoben werden.

In der Aufbewahrung des Archivs ist das Schriftgut des 1944 aufgestellten Ministeriums für Volkswohlfahrt und seines Nachfolgers, des 1950 errichteten Ministeriums für Gesundheitswesen, sowie die Schriften des Arbeitsministeriums (1957–1981). Zu der Aktenreihe, die das Gesundheitswesen, die Volkswohlfahrt und das Arbeitswesen umfasst, gehören die Schriften des Debrecener Ausschusses für Übernahme der Kriegsgefangenen und des Landesamtes für Kriegsversorgung. Das Material des Übernahmeausschusses besteht grundlegend aus Registraturbüchern, die Mehrheit des Materials des Amtes für Kriegsversorgung besteht aus registrierten Schriften.

Die Aktenreihe des Ministeriums für Justizwesen umfasst z.B. die nach einigen Hauptvorsitzenden des Ministeriums übrig gebliebenen und original getrennt behandelten Schriften (Erik Molnár, Ferenc Nezvál, Mihály Korom, Imre Markója). Das Schriftgut der Abteilung für Straf- und Gnadensachen weist auf die Rechtspflege der Zeitperiode und ihre enge Beziehung zu der Staatsverwaltung hin. Die Aktenreihe der Gesetzvorbereitenden Hauptabteilung, der Volksgerichtsabteilung und der Gerichtshauptabteilung hat einen bedeutenden Quellenwert.

Aus dem Bestand des Ministeriums für Religions- und Unterrichtswesen ist die Abteilung der Ausländischen Kulturellen Beziehungen hervorzuheben, zu deren Aufgabenbereich der Ausbau und die Pflege der ausländischen wissenschaftlichen, literarischen und Kunstbeziehungen, die Vorbereitung der den Amtsbereich des Ministeriums betreffenden internationalen Abkommen oder das Schulwesen der Nationalitäten in Ungarn gehörten. Die Schriften der Hauptabteilung der Grundschulen, der Hauptabteilung der Mittelschulen und der Hauptabteilung für Hochschule und Wissenschaft enthalten interessante Daten in Bezug auf das Schulwesen der Periode zwischen 1945 und 1951.

Das 1949 gegründete Ministerium für Volksbildung funktionierte bis 1957. Den gröíten Teil seines Schriftgutes bilden die allgemeinen Schriften.

Von den Schriften des zwischen 1951 und 1953 tŐtigen Ministeriums für Unterrichtswesen und von dem Schriftgut des zwischen 1953 und 1957 tätigen Ministeriums für Schulwesen erhielt sich nur wenig. Die Schriften des Ministeriums für Bildungswesen (1957–1974), des Kultusministeriums (1974–1980) und des Ministeriums für Unterrichtswesen (1974–1980) sind auch im Archiv. Die Verlaghauptdirektion und die Filmhauptdirektion waren auf die sozialistische Ära charakteristische Zensororgane. Die Gruppe der das ungarische Archivwesen verwaltenden Organe bilden den Teil der Bildungsreferenz: Staatsaufsicht der Archive (1949–1950), Zentralstelle für das Archivwesen (1950–1957), Wirtschaftsamt der Archive (1951–1968) oder die Archivdirektion des Ministeriums für Bildungswesen (1968–1972) bzw. die Archivabteilung (1973–1978).

Von den Schriften des Außenministeriums (1944–1990) sind das Schriftgut der Friedensvorbereitenden Abteilung, die Schriften der Waffenstillstandsabteilung, die sich auf Waffenstillstands- und Wiedergutmachungsverhandlungen beziehende Korrespondenz enthalten, hervorzuheben. Eine bedeutende Reihe bilden die Schriften der ungarischen Friedensdelegation. Der Umfang der zwischen 1945 und 1989 entstandenen und schon erlöschten internationalen Verträge ist 60,96 lfd.m. Die Materialien der Außenvertretungen gelangten allgemein bis Anfang der 1960er Jahre ins Archiv. Das Material der ungarischen Sektion des Vietnamer Internationalen Kontrollausschusses bildet den Teil der Auíenreferenz.